Was? Schon wieder ein Posting über Spartipps zur Hochzeit? *Augenverdreh*
So geht's zumindest mir.
Im Internet und in diversen Social Media Gruppen kommt man kaum drum herum - hochgepriesene Spartipps wie man an einer Hochzeit bares Geld sparen kann. Hört sich toll an, oder? Alles was man möchte und das für einen Bruchteil dessen, was andere dafür bezahlen? Ich bin dabei! ;-)
Bei den allermeisten Tricks rollen sich uns hochzeitserfahrenen Dienstleistern die Zehnägel hoch und wir wollen laut schreien DON'T DO THIS!
Daher heute eine - sehr persönliche - Zusammenfassung der schlechtesten Spartipps, die mir in den letzten Jahren über den Weg gelaufen sind.
Eines vorweg - ich bin nicht der Meinung, dass es ein Muss ist, für eine Hochzeit alles Ersparte auf den Kopf zu hauen oder dass eine Hochzeit nur toll sein kann, wenn viel Geld ausgegeben wird. Mein Mann und ich hatten selbst eine "Low Budget" Hochzeit, weil wir uns einfach auf das beschränkt haben, was uns wichtig war und den Kreis sehr klein gehalten haben.
1. Photobooth statt Fotograf
Klar, das muss sie ja sagen, als Fotografin ;-)
Aber mal rein objektiv betrachtet: die Photobooth macht Jung und Alt mega viel Spaß auf der Feier - sie ersetzt aber weder die Reportage der emotionalen Momente bei der Trauung, noch kann sie romantische Portraits aufnehmen. Das absurdeste was ich in letzter Zeit gelesen habe: sie kann tolle Gruppenbilder aufnehmen.
Klar, Blitzlicht "in your face" und alle 70 Gäste schön zusammen gedrängt. Funktioniert einfach nicht.
Die Photobooth ist eine coole Ergänzung, aber kein Ersatz.
2. Eine "Familienfeier" buchen oder beim Floristen einen "Geburtstagsstrauß" ordern
Auch ein immer wieder heiß gehandelter Tipp: beim Floristen nicht sagen, dass es ein Brautstrauß ist.
Ja, es mag wohl in jeder Zunft Dienstleister geben, die beim "H"-Wort nochmal Marge drauf schlagen, generell wird aber hier meistens Äpfel mit Birnen verglichen.
Ein Geburtstagsstrauß ist für die Vase gedacht und nicht, um den ganzen Tag in der verschwitzten warmen Hand gehalten zu werden. Kein Wunder also, wenn der "Geburtstagsstrauß" schon nach wenigen Stunden die Flügel hängt, denn er wurde nicht so präpariert wie es ein Florist beim Brautstrauß macht.
Wer an diesem Punkt sparen möchte, sollte mit dem Floristen offen über das Budget reden. Saisonale Blumen und z.B. Schleierkraut oder Eukalyptus werden günstiger sein als Pfingstrosen im Oktober.
Dasselbe gilt auch für das Styling: aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass eine Brautfrisur und das Makeup nach ganz anderen Gesichtpunkten gestaltet und fixiert wird, als beispielsweise ein "Abendstyling".
Eine Brautfrisur sitzt in der Regel deutlich fester und ist auch dafür ausgelegt einen Schleier zu befestigen. Ebenso ist das Makeup für eine ganze Tagesdauer, Schweiß und Tränen ausgelegt.
Auch wenn es immer und immer wieder geraten wird - ihr tut euch selbst keinen Gefallen damit.
Ganz davon abgesehen - bei Hochzeiten fußt ganz viel auf gegenseitigem Vertrauen. Immerhin übertragt ihr eurem Dienstleister die Verantwortung für einen der schönsten Tage in eurem Leben. Hier etwas vorzugaukeln, was im Nachgang ja eh rauskommt ist und bleibt einfach uncool.
3. Freunde als Dienstleister einspannen
Mein Onkel ist Hobbyfotograf, meine Schwippcousine backt gerne Torten und der Schwager meines Cousins hat eine große Spotify Liste. Vielleicht sind die Verwandten und Freunde ja sogar Profis? Was länge da also näher als diese für die eigene Hochzeit einzuspannen?
Vielleicht die bloße Überlegung, dass diese gerne auf eurer Hochzeit Gast sein würden anstatt zu arbeiten?
Ich kann nur für mich selbst sprechen - als Fotograf bin ich 110% aufmerksam und mache meinen Job - Sektchen zischen, mit Verwandten ausführlich plaudern oder einfach nur die Zeremonie genießen ist da nicht drin, wenn man im "Arbeitsmodus" unterwegs ist.
Wenn sich Freunde oder Verwandte selbst anbieten ist es das Eine und Fragen kostet ja auch bekanntlich nichts - seid aber auch bitte nicht enttäuscht, wenn eventuell verneint wird und dafür tolle Kollegen empfohlen werden.
4. Alles selbst machen - vor allem Deko
Auch ein Tipp, den man häufig hört und per se auch nicht falsch ist. Ihr solltet euch aber trotzdem dringend gegen rechnen, was z.B. Deko vom Dekoservice oder Papeterie vom Grafiker kostet. Denn auch Papier, Bänder, Vasen, Kerzen, Tischdecken, Stuhlhussen, Stanzer, Stifte usw. können in der Masse echt ins Geld gehen, es stapelt sich vor der Hochzeit im Keller und wenn es blöd läuft, bleibt ihr nach der Hochzeit z.B. auf Kerzengläsern und Vasen sitzen.
Was ich hier für sehr clever halte: "Deko-Sharing" mit einem anderen Brautpaar, das in eurer Nähe heiratet und einen gleichen oder ähnlichen Stil hat.
Zusätzlich müsst ihr bedenken, dass das auch mit enormem Zeitaufwand verbunden ist - für "nicht-Bastelbegeisterte" wie mich wäre das eine Qual statt Freude.
Nicht selten höre ich von meinen Bräuten, dass am Vorabend der Hochzeit bis spät in die Nacht noch selbst die Blumenbouquets gesteckt wurden.
Es lohnt sich auf jeden Fall zu vergleichen.
5. Verpflegungspauschalen und selbst mitgebrachte Getränke
Auch hier lohnt es sich zu vergleichen - nicht immer ist es günstiger selbst den Wein mitzubringen und dafür Korkgeld zu bezahlen oder eine Getränkepauschale statt Einzelabrechnung zu wählen.
Ihr kennt eure Gäste und deren Trinkverhalten in der Regel. Wenn ihr befürchtet, dass einige über die Stränge schlagen könnt ihr z.B. die Getränkeauswahl etwas einschränken oder euer Barpersonal entsprechend instruieren, dass Gästen, die schon "gut dabei" sind, die Drinks nicht mehr 50:50 gemischt werden.
Gerade Cocktails können durch die vielen Zutaten ordentlich ins Geld gehen. Hier muss man sich fragen, ob vielleicht Longdrinks oder Bier/Wein/Sekt/Hugo ausreichend sind. Oder ihr erkundigt euch nach einem professionellen Barkeeper-Service, der sich um alle Zutaten in ausreichender Menge und in der Regel auch zu attraktiven Preisen kümmert.
Das absurdeste in dieser Kategorie, das mir die letzte Zeit unter kam: Einfach Sirup mit Wasser strecken und als "Limo/Fanta" verkaufen. Prost!
Fazit
Was mich an diesen "Spartipps" einfach besonders stört: es werden häufig Äpfel mit Birnen verglichen, die Tipps sind nicht praktikabel und es wird vorgegaukelt, dass man auch mit 1000 € die Instagram-Superstar-reife Superhochzeit feiern kann.
Es ist auch für ein kleineres Budget möglich, eine tolle Hochzeit zu feiern, denn es kommt im Kern nur auf eines an: eure Liebe.
Um zu heiraten kommen auf euch außer den Standesamtgebühren selbst keine Kosten zu. Ihr müsst noch nicht mal Ringe tauschen und theoreeeetisch könnte man auch in Jeans und T-Shirt zum Standesamt kommen.
Überlegt einfach, was euch wichtig ist und setzt eure Prioritäten.
Für mich persönlich sind es diese: Fotos, Musik und gutes Essen. Denn die Stimmung ist das was im Gedächtnis bleibt und die Bilder werden euch ein Leben lang an diesen Tag erinnern, auch wenn die Erinnerung mit der Zeit verblasst.