Ein Gastbeitrag von Tobias Herzog.
Wie ihr seht, war es für längere Zeit ruhig auf meinem Blog - bedingt durch unseren Hausbau und die damit verbundene turbulente Erlebnisse blieb leider wenig Zeit für die Website oder Social Media. Aber ich hab' mir vorgenommen, dass sich das ab sofort wieder ändern wird und bin sehr froh meinen ehemaligen Mitschüler Tobias für einen Gastbeitrag gewonnen zu haben.
Vielen Dank für deine Zeit und Mühe, lieber Tobias schon mal an dieser Stelle!
Auf die Idee für diesen Beitrag, als wir uns in einer Fotografengruppe darüber unterhielten, was wir häufig erleben. Klar, jede Hochzeit ist zwar individuell, doch natürlich gibt es Programmpunkte oder Texte die sich - zumindest für uns, die wir ja fast jedes Wochenende auf Hochzeiten unterwegs sind - häufig wiederholen. Und damit auch die Bibelstelle aus dem Korintherbrief.
Keine Frage, ein toller Text, ich hatte mich jedoch gefragt, ob es denn nicht auch andere passende Verse gibt. Das soll ganz und gar kein Affront gegen die Paare werden, die sich diese Bibelstelle aussuchen oder ausgesucht haben - sondern soll der Inspiration und Ideenfindung dienen :-)
Da ich selbst zugegebenermaßen nicht besonders bibelfest bin, habe ich mir dafür Hilfe geholt. Und wer wäre da besser geeignet, als jemand der als Diakon in der Kirche aktiv ist?
Erster Korinther, der Drölftausendste – oder: Welche Bibelstelle nehmen wir für unsere kirchliche Hochzeit?
„Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“
(1 Kor 13,7f.)
…Erster Korintherbrief, dreizehntes Kapitel. Nach wie vor finde ich, dass das eine der beeindruckendsten Bibelstellen überhaupt ist, ein Meisterwerk, ein Text für den ich den Apostel Paulus bewundere. Auf der anderen Seite die ernüchternde Realität: Wahrscheinlich waren Sie schon auf genügend kirchlichen Hochzeiten, bei denen dieser Text vorgetragen wurde. So beeindruckend und schön ich ihn finde – man kann ihn auch totlesen. Das hilft den Zuhörern nicht, weil sie ihn vielleicht vorschnell abhaken. So nach dem Motto: „Kenn ich. Lohnt sich nicht zuzuhören.“ Manch einer ist davon vielleicht sogar genervt…
Sofort fällt mir mit einem Schmunzeln die „How I met your mother“-Folge ein, in der Marshall diese Bibelstelle voller Respekt und Ehrfurcht zitiert – um von seinen Freunden nur müde belächelt zu werden. Ganz im Stil von Bodo Wartke in seinem Lied „Quand même, je t’aime!“: „Was für ein Kitsch.“
Dafür ist der Text zu wertvoll. Es wird der Schönheit dieses Textes nicht gerecht, wenn er einfach so von den Zuhörern ignoriert wird.
Also: Andere biblische Texte als Inspirationen für Lesungen und biblische Trausprüche auf Hochzeiten müssen her!
Deshalb hat Anna-Katharina mich gebeten, in einem Gastbeitrag für ihren Blog ein paar passende Bibelstellen vorzuschlagen und generell Tipps für die Auswahl zu geben.
Vielleicht heiraten Sie (oder Ihre Angehörigen) bald und sind noch auf der Suche. Im Folgenden mal ein paar Bibelstellen, die sich aus meiner Sicht anbieten:
„Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau und sie werden ein Fleisch.“
(Aus dem Buch Genesis 2,24)
„So spricht Gott: Ich bleibe derselbe, so alt Ihr auch werdet, bis Ihr grau werdet, will ich Euch tragen.“
(Aus dem Buch Jesaja 46,4)
„Leg mich wie ein Siegel auf Dein Herz, wie ein Siegel auf Deinen Arm, denn stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt! Ihre Gluten sind Feuersgluten, Flammen des Herrn. Mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen, auch Ströme schwemmen sie nicht hinweg. Böte einer für die Liebe den ganzen Reichtum seines Hauses, verachten würde man ihn.“
(Aus dem Hohenlied 8,6f.)
„Jesus spricht: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich Euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe.“
(Aus dem Johannesevangelium 15,9)
„Jesus spricht: Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich Euch geliebt habe.“
(Aus dem Johannesevangelium 15,12)
„Vor allem haltet fest an der Liebe zueinander.“
(Aus dem ersten Petrusbrief 4,8)
„Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“
(Aus dem Markusevangelium 10,6-9)
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“
(Aus dem ersten Korintherbrief 16,14)
„Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher an Einsicht und Verständnis wird.“
(Aus dem Philipperbrief 1,9)
„Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der HERR euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.“
(Aus dem Kolosserbrief 3,13-14)
„Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
(Aus dem zweiten Timotheusbrief 1,7)
„Lasst uns aufeinander achten und uns zur Liebe und zu guten Taten anspornen.“
(Aus dem Hebräerbrief 10,24)
Das Traugespräch
Einen wichtigen Tipp möchte ich Ihnen geben: Nehmen Sie sich Zeit für das Gespräch mit dem Vertreter der Kirche, der sie trauen wird. Haben Sie Vertrauen und keine Angst! Er wird Sie nicht verhören, sondern möchte etwas aus Ihrem Leben erfahren, damit man der kirchlichen Trauung auch anmerkt, wer da getraut wird. Erzählen Sie ihm von Ihrer Beziehungsgeschichte, von Ihnen selbst als Einzelpersonen, von ihren Hobbies und Leidenschaften – wofür Sie als Einzelpersonen und als Paar stehen.
Das wird dem Traugeistlichen helfen, mit größerer Wahrscheinlichkeit (mit Ihnen gemeinsam) eine Bibelstelle auszusuchen, die auch zu Ihnen als Paar passt. Gerne können Sie auch schon im Vorfeld überlegen, was Ihre Beziehung ausmacht und dann nach einer passenden Bibelstelle suchen. Schließlich wird der Traugeistliche sehr wahrscheinlich auch über diese Bibelstelle predigen und auf deren Basis Ihnen etwas Ermutigendes für Ihre Ehe mitgeben. Je besser ausgewählt, desto persönlicher auch die Predigt: Es lohnt sich also!
Aber Vorsicht: Nicht überall wo „Liebe“ in der Bibel drinsteht oder wo es sich danach anhört, ist auch die romantische Liebe eines Paares gemeint. Bestes Beispiel dafür ist eine Stelle aus dem Buch Rut:
„Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der HERR tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.“
(Aus dem Buch Rut 1,16f.)
Sooo romantisch – oder? Aus dem Kontext gerissen schon. Schaut man jedoch genauer hin, sagt das im Original eine Schwiegertochter zu ihrer Schwiegermutter – ups! Das heißt nicht, dass man den Text deswegen nicht verwenden kann – aber es hilft zu wissen, was eigentlich der Kontext und die Absicht des Textes sind. Das sollte der Traugeistliche im Blick haben. In diesem Sinne: Viel Erfolg bei der Wahl der passenden Bibelstelle!
Zum Autor: Tobias Herzog (26) ist römisch-katholischer Diakon in der Erzdiözese Freiburg. Derzeit
arbeitet er in der Kirchengemeinde An der Glotter nahe Freiburg.